"Kirchgang"

Gerade wirdin einer Studie aus Freiburg veröffentlicht, dass die Kirchenmitglieder in den nächsten vierzig Jahren auf die Hälfte der heutigen Mitglieder schrumpfen werden.

Anfang Juni 2019 werde ich von meinem Pfarrverein nach Hannover eingeladen zu einem Vortrag "Was die Kirche ist und was ihr dient: Gemeinschaft der Heiligen - zu Tode verwaltet."

Besteht ein Zusammenhang?

Der oberste Hirte der Protestanten erwähnt in diesem Zusammenhang sofort den Schwund von Kirchensteuern. Schwaches Argument, wenn Kirche zuallererst an Geld denkt! Kann ich mit diesem "oberflächlichen" Aspekt meinen Enkeln überzeugend erklären, warum ihr Opa als Pastor gedient hat?

Das Glaubensbekenntnis spricht doch ausdrücklich von dem Glauben an den Schöpfer, den Versöhner, den einenden Geist. Das sind innere Werte und keine Gebäude aus Stein.

 

Weil Glaube so wichtig war, gehörte vor 100 Jahren der Kirchgang ganz eindeutig zum Christenleben. Die Kirchen waren an jedem Sonntag zum Gottesdienst voll. Von der Pauluskirche vor fast siebzig Jahren war es auch so. Viele Vertriebene und Flüchtlinge, die in Dalum eine neue Heimat finden sollten, hatten lediglich ihr Gebetbuch aus Schlesien, Pommern, Ostpreußen und anderen östlichen Gebieten retten können. Durch den Kirchgang wurde ihr Glauben gestärkt.

Bei meinen Verwandten "auf dem Lande"  habe ich erfahren, dass trotz der nie abreißenden Arbeit in der Landwirtschaft dennoch jeden Sonntag einer der Verwandten zum Gottesdienst fuhr und hinterher beim Mittagessen berichtete.

Natürlich ging es dann auch darum, was es im Ort und in der Umgebung Neues zu erfahren war.

 

Das sollte nicht als gering gewertet werden. Wer heute Neues erfahren möchte, muss nicht zum Gottesdienst in die Kirche gehen. Und ein Gebet um das tägliche Brot hat auch an Dringlichkeit verloren - jedenfalls bei uns.

Da bieten sich die Event-Gottesdienste an. Die berühmten "Vier-Räder-Gottesdienste" gehören dazu. Man kommt in die Kirche im Kinderwagen zur Taufe, im Pkw der Eltern zur Konfirmation, in der weißen Hochzeitskutsche zur Trauung und schließlich mit dem Leichenwagen zur Trauerfeier.

Es liegt auf der Hand, dass das keine Lösung für eine lebendige Kirchengemeinde sein kann.

 

Gibt es denn überhaupt eine "Lösung"? Ich glaube es nicht, weil ihr die landeskirchlichen Strukturen entgegenstehen. Kurz gesagt: Zu viel Verwaltung - zu wenig Geist.

Soviel "Event" kann gar nicht organisiert werden, um die Gemeinde zum Kirchgang zu bewegen. Macht es jemand besser? Doch: die Freikirchen sind wirklich so frei, dass sie Lebendigkeit erreichen und bei ihren Mitgliedern "ankommen". Oder man denke an die Geimeinschaft von engagierten Brüdern in Taizé. Dort werden selbst junge Menschen vielfach angesprochen - und das mit ganz einfachen Mitteln.